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Warum ich Coach für Frauen geworden bin

Regelmäßig werde ich gefragt, warum ich speziell Frauen coache. Ob das denn nötig sei. Diese Frage kommt fast immer von Männern. Das sagt wahrscheinlich schon einiges aus. Hier berichte ich, warum mir die Unterstützung von Frauen so am Herzen liegt.


Und weil diese Frage auch oft kommt, nehme ich es gleich vorweg: Ich unterstütze auch gerne Männer bei ihren beruflichen Herausforderungen. Die Arbeit mit Frauen ist mein Fokus, aber es ist kein Closed Shop 😉


Dieser Beitrag ist im Rahmen der Blogparade von Susanne Berg zum Thema Was tust Du, um Frauen zu stärken? entstanden.  

Frauenförderung hielt ich lange für überflüssig

Früher habe ich Frauenförderung für überflüssig gehalten. Hätte man mich vor 20 Jahren nach meiner Einschätzung zu diesem Thema gefragt, hätte ich geantwortet, dass es nicht nötig ist, Frauen zu fördern. Ich bin nämlich davon ausgegangen, dass wir in Deutschland längst gleichberechtigt sind.


Inzwischen weiß ich, dass ich es der Erziehung durch meine Eltern zu verdanken habe, dass ich schon immer den Mund aufgemacht habe, wenn ich etwas zu sagen hatte, und mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten habe. Weil das bei uns zuhause selbstverständlich war. Ich dachte, das sei normal.


Meine Eltern haben eine gemeinsame Arztpraxis und sich auf Augenhöhe miteinander ausgetauscht, so lange ich denken kann. Sie haben mir vermittelt, für mich, meine Überzeugungen und Werte einzustehen – dass ich ein Mädchen war, hat dabei überhaupt keine Rolle gespielt.


Deshalb habe ich mir lange Zeit keine Gedanken darüber gemacht, ob ich anders behandelt werden könnte als männliche Mitschüler, Kommilitonen oder Kollegen. Und weil unser Selbstverständnis einen entscheidenden Einfluss darauf hat, wie wir Dinge erleben und Erlebnisse interpretieren, hatte ich auch nie das Gefühl, anders behandelt zu werden, nur weil ich eine Frau bin. 

Im Berufsleben hat sich meine Einschätzung geändert

Im Berufsleben hat sich das geändert. Ich beobachtete, wie unterschiedlich sich Männer und Frauen im Job verhalten, und das war sehr aufschlussreich.


Im Referendariat erlebte ich zunächst, wie die Arbeit, die ich machte, von meinem Ausbilder mit viel Gewese an seine Mandanten verkauft wurde. Im eigenen Namen, versteht sich. Und zu einem stattlichen Stundensatz. Offensichtlich machte ich gute Arbeit.


Als ich nach dem Examen dort anfangen sollte, wollte ich künftig natürlich angemessen bezahlt werden. Mit befreundeten Rechtsanwälten, die schon länger im Berufsleben waren, hatte ich mich darüber ausgetauscht, welches Einstiegsgehalt in etwa üblich war, sodass ich gut informiert war.


Leider konnte sich mein Chef, der allenthalben damit hausieren ging, wie erfolgreich er mit seiner Kanzlei war, meine Mitarbeit unter fadenscheinigen Begründungen plötzlich angeblich doch nicht leisten. Anscheinend hatte er erwartet, dass ich mich deutlich unter Wert verkaufe. Wir kamen nicht zusammen. Damals habe ich mir das sehr zu Herzen genommen.


Ich stieg in einem anderen Job ein. In den regelmäßigen Meetings, die dort stattfanden, stellte ich fest, dass viele Kollegen eine große Show veranstalteten: Sie nahmen sich und ihre Beiträge sehr wichtig, Körpersprache und Tonfall brachten das zum Ausdruck. Gleichzeitig signalisierten sie durch den beständigen Blick aufs Handy, wie beschäftigt und gefragt sie waren: Kaum Zeit, sich mit den Inhalten der Besprechung auseinanderzusetzen!  


Die meisten Frauen hingegen hielten sich eher zurück, obwohl sie in den Meetings zuweilen in der Überzahl waren. Mit Wortbeiträgen meldeten sie sich nur, wenn sie etwas zur Sache beizutragen hatten. Trotzdem starrten sie nicht aufs Handy, wenn andere redeten, sondern hörten zu und waren daran interessiert, die Themen voranzubringen. Kompetenz und Gewissenhaftigkeit – das sind schließlich die Dinge, die zählen.


Auch ich wollte meinen Job so gut und gewissenhaft wie möglich machen und ging davon aus, dass es das sei, worauf es ankäme – es ging doch um die Sache?! Weit gefehlt.

Mir dämmerte, dass es nicht nur um fachliche Fähigkeiten geht

Langsam dämmerte mir, dass fachliche Fähigkeiten nicht die entscheidende Rolle spielten.


Auf die (männlichen) Kollegen machten sie nämlich keinen Eindruck. Frauen wurden insgesamt einfach weniger ernst genommen, völlig unabhängig von ihren Qualifikationen. Ihre Beiträge wurden oft übergangen, E-Mails, in denen sie auf Zuarbeit warteten, tagelang ignoriert. Frustrierend.


Ich gehe davon aus, das kein Mann dort bewusst frauenfeindlich war. Ich glaube auch nicht, dass dieses Verhalten böse Absicht war. Aus heutiger Sicht denke ich, dass die unterschiedliche Kommunikation von Frauen und Männern, die Sozialisation und tradierte Rollenbilder (die wir alle noch mehr oder weniger verinnerlicht haben) dafür ursächlich waren.


Da ich mich mit meinem Job nicht identifizieren konnte, weil mir weder das Umfeld noch die Themen gefielen, mit denen ich arbeitete, konnte ich das ganze Geschehen schon damals mit einem gewissen Abstand betrachten. Trotzdem bereitete es mir Bauchschmerzen.


Gleichzeitig sah ich, dass viele Kolleginnen ihren Job grundsätzlich mochten. Dass sie Spaß an ihren Themen hatten. Und viel zu qualifiziert waren, um im Getöse der Männer unterzugehen. Aber genau das war oft der Fall. Wie viel Potential dadurch verlorenging!

Ich entschied mich, beruflich einen anderen Weg einzuschlagen

In der Schwangerschaft entschied ich mich dazu, beruflich einen anderen Weg einzuschlagen, und machte eine Coaching-Ausbildung. Künftig wollte ich mit Menschen und ihren persönlichen Anliegen arbeiten. Aber erstmal war ich junge Mutter.


Und ich erlebte, wovon die meisten Mütter ein Lied singen können: Den Spagat zwischen Job und Familie und die Erfahrung, dabei selber immer mehr zu kurz zu kommen. Trotz aller Bestrebungen nach Gleichberechtigung.


Wir Frauen planen, organisieren, managen, behalten den Überblick. Und geben 120 %. Im Job und in der Familie. Egal, wie emanzipiert wir sind - wir sind perfektionistisch.


Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich, denn jede von uns hat ihre eigene Geschichte. Aber die Symptome sind ähnlich. Am Ende pfeifen wir auf dem letzten Loch und bekommen oft nicht mal die Anerkennung, die uns zusteht.


Das sind typisch weibliche Themen und mir wurde klar, dass ich das ändern will. Deshalb arbeite ich als Coach heute vor allem mit Frauen.


Damit wir uns mehr zutrauen und stärker zeigen, was wir können. Damit wir uns im Job gegenüber Männern behaupten. Und gleichzeitig öfter lockerlassen können. Damit wir unseren Weg gehen können, ohne uns zu verbiegen oder uns selbst aus den Augen zu verlieren. Dafür trete ich an.


Hier gibt es mehr Informationen zu meiner Arbeit.

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