Nach den Abrechnungsdaten der Rentenversicherungen und Krankenkassen ist die Zahl psychischer Diagnosen in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Woran das im Einzelnen liegt, ist umstritten. Insbesondere durch die Corona-Pandemie haben psychische Erkrankungen zugenommen, aber auch in den Jahren zuvor gab es bereits viele Hinweise auf eine Zunahme entsprechender Beschwerden.
Aktuellen Zahlen der Krankenkasse KKH zufolge ist die Anzahl berufstätiger Menschen, die an einer psychischen Belastung leiden, auch im ersten Halbjahr 2023 deutlich gestiegen.
Es ist umstritten, ob die Anzahl psychischer Erkrankungen tatsächlich zunimmt oder nur häufiger erkannt wird, weil deren Diagnose und Erfassung verbessert wurden und mehr Betroffene Hilfe suchen. Zu den Hintergründen können Sie hier mehr erfahren.
Ein positives Signal in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass das Thema psychische Gesundheit (Mental Health) stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerät und dadurch entstigmatisiert wird.
Menschen, die unter psychischen Belastungen leiden, setzen sich eher mit der Thematik auseinander und holen sich Hilfe. Allerdings hat nicht jede derartige Belastung auch einen Krankheitswert. Dies ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass die Krankenkassen die Kosten für eine Therapie übernehmen.
Betroffene fragen sich, was sie tun können und ob und an wen sie sich wenden können, wenn sie keinen Anspruch auf eine Psychotherapie haben, aber trotzdem unter bestimmten Problemen leiden. In diesen Fällen könnte ein Coach helfen.
Im Unterschied zu einer Psychotherapie stellt ein Coaching meist Hilfe zur Selbsthilfe dar. Die Klienten möchten ein Ziel erreichen oder ein Problem lösen und der Coach unterstützt dabei und gibt Hilfestellung.
Bei einer Psychotherapie geht es hingegen um die Behandlung von psychischen Störungen. Diese psychischen Störungen sind in der internationalen Klassifikation (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert. Mehr Informationen dazu gibt es hier.
Aufgrund des Krankheitswerts dieser Störungen werden die Kosten für eine Psychotherapie von der Krankenkasse übernommen, während ein Coaching privat gezahlt wird.
Eine Psychotherapie darf nur von Personen angeboten werden, die über eine entsprechende Ausbildung und Approbation verfügen, also eine Zulassung zur Ausübung der Psychotherapie als Heilberuf.
Die Krankenkassen zahlen für eine Psychotherapie, wenn sie von einem ärztlichen oder einem psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt wird. Nähere Informationen zu der Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen gibt es hier.
Heilpraktiker für Psychotherapie haben zwar auch eine entsprechende Erlaubnis zur Heilkunde, dürfen aber die Bezeichnung „Psychotherapeut“ nicht führen, weil sie nicht über eine Approbation verfügen. Die Kosten der Behandlung bei einem Heilpraktiker für Psychotherapie werden deshalb nur von einigen (privaten) Krankenkassen übernommen. In vielen Fällen sind dessen Leistungen jedoch dem Selbstzahler vorbehalten.
Die Frage, ab wann ein Problem Krankheitswert hat und damit zu einer psychischen Störung zählt, ist in der Praxis nicht immer leicht zu beantworten und die Grenzen sind fließend. Jeder Mensch kann zum Beispiel in eine Lebenskrise geraten und das Bedürfnis nach professioneller Hilfe haben. Hier muss im Einzelfall beurteilt werden, ob ein Coaching oder eine Psychotherapie angezeigt ist.
Die Schwere eines persönlichen Schicksals taugt nicht unbedingt zur Unterscheidung, ob die Hilfe eines Coaches oder eher diejenige eines Therapeuten in Anspruch genommen werden sollte. Es ist vielmehr der persönliche Leidensdruck, der darüber entscheidet.
Manche Menschen können mit Schicksalsschlägen verhältnismäßig gut umgehen, während andere durch Erlebnisse, die man aus der Sicht eines Dritten nicht als gravierend einstufen würde, schwer gezeichnet sind.
Sofern der individuelle Leidensdruck so hoch ist, dass der Alltag des Betroffenen dadurch nachhaltig beeinträchtigt wird und dieses einen Krankheitswert hat, ist die Unterstützung eines Psychotherapeuten angezeigt.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen Coaching und Therapie besteht darin, dass sich eine Therapie eher mit der Vergangenheit eines Menschen und der Frage nach dem Warum beschäftigt, während sich ein Coaching mehr auf die erfolgreiche Gestaltung der Zukunft konzentriert und danach fragt, wie dies am besten bewerkstelligt werden kann.
Wenn ein Coach konsultiert wird, ist es dessen Aufgabe, zu erkennen, wann und wo er an seine Grenzen stößt und gehalten ist, eine Klientin oder einen Klienten an einen Psychotherapeuten zu verweisen.
Leider sind die Wartezeiten für einen Therapieplatz oftmals lang. In Berlin dauert es bis zu 6 Monate, einen geeigneten Therapeuten zu finden. Die Angaben der Krankenkassen hinsichtlich der Wartezeit unterscheiden sich erheblich von denjenigen der Therapeuten, die darüber klagen, nicht einmal ihre Wartelisten in vertretbarer Zeit abarbeiten zu können.
Für Betroffene stellt das angesichts ihres Leidendrucks ein erhebliches Problem dar, denn nicht nur in Berlin gibt es mitunter lange Wartezeiten für einen Therapieplatz.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, was man in der Zwischenzeit als Betroffener tun kann und wie man sich ein Stück weit selbst helfen kann.
Ein Werkzeug, das sich grundsätzlich gut zur Selbsthilfe eignet, ist EFT (Emotional Freedom Techniques), auch Klopfakupressur genannt. Dabei werden bestimmte Punkte im Gesicht und Oberkörper, die aus der Akupunktur bekannt sind, mit den Fingern beklopft, während man an ein bestimmtes Problem denkt. Die emotionale Belastung im Zusammenhang mit dem jeweiligen Thema nimmt dadurch ab.
Was sich für viele Menschen, die zum ersten Mal davon hören, unglaublich oder gar nach Humbug anhört, ist mittlerweile in verschiedenen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen worden. Mehr Informationen dazu und eine Anleitung zu EFT gibt es hier.
Ein Coaching, das in der Regel kurzfristig verfügbar ist, und von dem sich Betroffene schnelle Hilfe versprechen, kann unterstützend wirken. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass ein Coach keine psychotherapeutische Ausbildung hat und deshalb nicht dazu befugt ist, psychische Störungen zu behandeln. Es ist also kein Ersatz für eine Therapie.
Während ein Coach nicht therapeutisch tätig sein darf, gibt es umgekehrt jedoch Psychotherapeuten, die auch Coachings anbieten. In diesen Fällen handelt es sich im Gegensatz zu einer Therapie jedoch ebenfalls um eine Selbstzahlerleistung.
In Abgrenzung zur reglementierten Psychotherapie ist die Bezeichnung „Coaching“ bzw. „Coach“ nicht gesetzlich geschützt. Das bedeutet, dass sich prinzipiell jeder Coach nennen darf, unabhängig davon, ob er eine Coaching-Ausbildung durchlaufen hat und ob er für die Ausübung dieses Berufes geeignet ist oder nicht. Deshalb ist es empfehlenswert, genauer hinzuschauen, bevor man sich für einen Coach entscheidet.
Faktoren, an denen man einen seriösen Coach erkennt, sind unter anderem dessen beruflicher Hintergrund jenseits des Coachings, eine Coaching-Ausbildung und die Mitgliedschaft in einem Berufsverband. Letzteres ist allerdings lediglich ein Indiz für Seriosität, denn manche Verbände machen die Zugehörigkeit von einem Mitgliedsbeitrag abhängig und nicht von bestimmten Qualifikationen oder ethischen Prinzipien.
Dennoch muss gesagt werden, dass es Fälle gibt, in denen jemand ein hervorragender Coach ist, obwohl er nie eine entsprechende Ausbildung genossen oder einem Verband angehört hat. Umgekehrt kommt es vereinzelt auch vor, dass eine Person trotz Coaching-Ausbildung und Mitgliedschaft in einem großen Verband für diese Profession eher ungeeignet ist.
Stutzig werden sollte man immer dann, wenn im Hinblick auf den Erfolg des Coachings das Blaue vom Himmel versprochen und/oder horrende Summen als Honorar verlangt werden.
Seriöse Anbieter werden nicht behaupten, dass das Coaching in jedem Fall erfolgreich sein wird, und sie verlangen auch keine astronomischen Summen für „Erfolgsprogramme“ oder dergleichen.
Einen Anhaltspunkt dafür, in welchem Bereich sich Coaching-Honorare üblicherweise bewegen, finden Sie hier.
Ein weiterer Aspekt auf den man achten sollte, ist die Kündigungsmöglichkeit. Es sollte zumindest die Option zur monatlichen Kündigung bestehen.
Der beste Indikator für die Suche nach einem geeigneten Coach ist jedoch das eigene Bauchgefühl. Wenn man sich für oder gegen eine bestimmte Person als Coach entscheidet, sollte man sich, losgelöst von allen anderen Faktoren, auch folgende Fragen stellen:
Der Grund dafür, dass diese Fragen so eine wichtige Rolle spielen, ist der der Folgende: Im Rahmen eines Coachings werden oftmals sehr persönliche Themen erörtert. Nur, wenn man bereit ist, sich dem Coach zu öffnen und anzuvertrauen, kann man der Ursache eines Problems auf den Grund gehen. Nur dann kann ein Coaching nachhaltig erfolgreich sein.
Vertrauen Sie also auch auf Ihr Bauchgefühl!
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