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Kacheln mit Muster

Wie Verhaltensmuster entstehen

Auch vermeintlich harmlose Erlebnisse können Kinder tief prägen

„Ich verstehe es nicht“ meint die Klientin. „Ich verstehe mich nicht“.

Wir erforschen ein Verhaltensmuster: Bestimmte zwischenmenschliche Situationen lösen eine heftige körperliche Reaktion bei ihr aus. Bisher hat sie dann immer auf ähnliche, wenig konstruktive Weise gehandelt. Das möchte sie ändern und deshalb ergründen wir die Ursache.

Wegen der Intensität ihrer Reaktion sollte man meinen, der Auslöser müsse dramatisch gewesen sein.

Die Klientin hatte sich immer wieder gefragt, was es gewesen sein könnte. Weil ihr nichts einfiel, befürchtete sie sogar, etwas Schlimmes verdrängt zu haben, was sich nun vielleicht zeigen würde.


Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, warum ein ganz bestimmter Tonfall intensive körperliche Reaktionen bei mir hervorrief


Das kenne ich.
Und habe mir den Kopf darüber zerbrochen, warum mir ein gewisser Tonfall – unabhängig davon, mit wem ich es zu tun hatte – regelmäßig das Herz in die Hose rutschen und meinen Puls ins Unermessliche steigen ließ. Er führte dazu, dass ich mich verteidigen und bloß raus aus diesen Situationen wollte.

Ich hatte keine Ahnung, woher das kam. Aber weil mein Körper so heftig reagierte, fürchtete ich, der Auslöser könnte eine verdrängte traumatische Erfahrung sein.

Bis es mir gelang, die Ursache auszumachen. Ein Erlebnis, das ich fast vergessen hatte, und über das ich heute schmunzele.

Als ich 7 Jahre alt war, hatte ich meinem Onkel mit einer Stecknadel in den Po gepiekt, während er ein Regal für mich aufbaute. Ich fand das lustig. Er nicht. Er war verärgert. Und hatte mir gegenüber diesen ganz bestimmten, ablehnenden Ton. So kannte ich ihn nicht.

Ich war erschrocken. Mein Herz klopfte bis zum Hals - der Körper reagierte mit Stress. So, wie er es fortan immer wieder tat – nämlich dann, wenn mein Gegenüber so einen Tonfall hatte.

Dieses banale Erlebnis hatte mein 7-jähriges Ich so stark beeindruckt, dass sich daraus ein Muster entwickelte, das mich weit ins Erwachsenenalter hinein begleitete. Bis ich es identifizieren und auflösen konnte.

Seit die Erinnerung an die Stimme meines Onkels keine emotionale Belastung mehr bei mir hervorruft, reagiert mein Körper nicht mehr, wenn andere einen (vermeintlich) ablehnenden Tonfall haben.

Das Muster meiner Klientin entstand auch in einem Moment, an den sie nicht mehr gedacht hatte. Nichts Dramatisches. Weil es aus Sicht einer Erwachsenen harmlos war und nichts mit den Situationen zu tun zu haben schien, die sie triggerten, war sie alleine nicht darauf gekommen.

Nachdem wir es herausgefunden hatten, verstand sie ihre Reaktionsweise konnte sich davon befreien. Jetzt handelt sie selbstbestimmt und fühlt sich nicht mehr ausgeliefert.


Nicht nur Tragödien prägen uns nachhaltig


Es sind nicht nur die Tragödien, die uns nachhaltig prägen.

Ereignisse, die uns als Erwachsene amüsieren, können ein Kind tief beeindrucken. Und obwohl wir heute anders reagieren würden, sind wir in Momenten, die unser Unterbewusstsein mit dem auslösenden Ereignis in Verbindung bringt, wieder das Kind von damals. Das Programm läuft automatisch. Bis wir den Stecker ziehen.

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