Er: „Geht nicht.“ – Ich: „Wie, geht nicht? Wieso nicht?“
Ich stehe mit der Schultüte meiner Tochter in einer Schneiderei. In 2 Tagen ist Einschulung.
Wie gewünscht habe ich ihr eine Schultüte aus Stoff besorgt. Die Sache hat nur einen Haken: Es handelt sich um eine Art Bausatz. Der zugeschnittene Stoff muss um einen Rohling aus Pappe gelegt, mit Nadeln abgesteckt und zusammengenäht werden.
Was Handarbeit angeht, bin ich talentfrei, und eine Nähmaschine habe ich nicht. Aber für einen Schneider sollte das kein Problem sein.
Das sieht er anders. Das Ganze sei zu dick und zu lang, dafür habe er keine geeignete Maschine. Ich erwähne, dass die Pappe vor dem Nähen natürlich herausgenommen wird. Ob die Botschaft ankommt, weiß ich nicht, denn er beharrt darauf: Geht nicht.
Ich ringe mir ein "Danke" ab und ziehe erstmal von dannen
„Wie kann das sein?“ frage ich, „das hat bei zig anderen Schultüten auch funktioniert. Mit einer Haushaltsnähmaschine.“ Aber der Schneider bleibt stur. Ich ringe mir ein „Danke“ ab und ziehe von dannen, kochend vor Wut.
Das ist nicht meine erste Begegnung mit dem Herrn. Er vertritt den Chef der Schneiderei. Immer, wenn der Inhaber da ist, läuft alles glatt. Aber oft ist er abwesend, so wie heute, und dann tritt sein Stellvertreter auf den Plan. Stets latent genervt, bügelt er ab, was ihm nicht in den Kram passt.
Als ich den Laden verlasse, überlege ich fieberhaft, an wen ich mich wenden kann, damit die Schultüte rechtzeitig fertig wird. Doch dann besinne ich mich eines Besseren und ich marschiere zurück.
Ich will sichergehen, dass kein Missverständnis vorliegt. Vielleicht hatte der Schneider doch nicht verstanden, dass der Papprohling entfernt wird, bevor der Stoff vernäht wird.
Bestimmt wird er nun noch abweisender sein, denke ich. Und die Vorstellung bereitet mir Bauchgrummeln. Aber warum eigentlich?
Weil gerade wir Frauen fast alle das Prinzip „bloß keine Nervensäge sein“ verinnerlicht haben. Und häufig die Segel streichen, obwohl es uns deutlich weiterbringt, wenn wir hartnäckig sind.
Ich nehme den Rohling aus dem abgesteckten Stoff und halte ihn dem Schneider unter die Nase. Das müsse man doch vernähen können? Klappt nicht, meint er. „Aber eine Jeans können Sie doch auch nähen?! Deren Stoff ist viel dicker und Hosenbeine sind länger als eine Schultüte“, entgegne ich. Stille.
Er ruft einen Kollegen, zeigt ihm den Stoff – und auf einmal geht es doch. Ohne weiteres. „Das haben wir noch nie gemacht“, lautet die Erklärung. Na sowas.
Wenig später halte ich die fertige Schultüte in den Händen. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Und ich bin froh, dass ich mich nicht habe beirren lassen.
Das ist ein eher banales Beispiel, aber wie oft lassen wir uns entmutigen und ziehen uns beim ersten Widerstand zurück – egal ob privat oder beruflich? Viel zu oft.
Dranbleiben lohnt sich, auch wenn es erstmal Überwindung kostet.
Wenn Sie auch hartnäckiger sein und sich nicht mehr abwimmeln lassen wollen, melden Sie sich bei mir. Ich unterstütze Sie gerne!